Im „IQ-Bildungstrend 2018“ sind die Kompetenzen von 44.941 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 an 1.462 Schulen aus allen 16 Bundesländern in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik getestet worden. Im Ländervergleich wurde geprüft, wie viele Schülerinnen und Schüler die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Bildungsstandards für den mittleren Schulabschluss erreichten, oder verfehlten. Die Studie wurde am 18. Oktober 2019 in Berlin veröffentlicht und weist folgende Ergebnisse aus:
Bundesweit erreichen nur knapp 45 Prozent der Neuntklässler, mithin nur ein Jahr vor einem mittleren Schulabschluss, den von der Kultusministerkonferenz definierten Regelstandard. Noch düsterer sieht es bei den Mindeststandards aus, ihn erreichen gerade einmal 31 %. Aber ihnen gegenüber stehen 24 % der Schülerinnen und Schüler, die nicht einmal den Mindeststandard zu leisten imstande sind. All diese Ergebnisse belegen eine – seit dem letzten Test aus dem Jahr 2012 – verhängnisvolle Entwicklung: das Leistungsniveau an unseren Schulen sinkt kontinuierlich. Gäbe es nicht herausragende Ergebnisse in Bayern und Sachsen, würden die Zahlen noch negativer ausfallen. Noch eines ist auffällig: Der negative Trend betrifft mehr Jungen als Mädchen.
Lag Hessen in den MINT-Fächern schon in der Studie aus 2012 unterhalb des Bundesdurchschnitts, so konnte diese schwache Position auch 2018 nicht verbessert werden: vergleichsweise zum Bundesdurchschnitt erreichten viel weniger hessische Schülerinnen und Schüler den Regelstandard, und ebenso verfehlten in dieser Population auch mehr den Mindeststandard. Dieses „Schicksal“ teilt sich Hessen übrigens mit den Bildungsabsteigern Berlin, Hamburg und Bremen.
Noch deutlicher wird diese negative Entwicklung bei den erreichten mittleren Kompetenzwerten: Die Mittelwerte in Hessen, Berlin, Bremen und Hamburg liegen ebenfalls signifikant unter dem Bundesdurchschnitt.
Selbst an hessischen Gymnasien sieht es nicht viel besser aus: Signifikant ungünstige Entwicklungen in mehr als einem Kompetenzbereich im Vergleich zu 2012 finden sich in Hessen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Thüringen.
„Dass Bayern und Sachsen so robust dastehen, liegt vielleicht auch daran, dass diese Länder so wenig an ihren Schulsystemen herumexperimentieren“, kommentierte die für die Studie verantwortliche Bildungsforscherin Petra Stanat. Fast möchte man hier hinzufügen, dass in beiden Ländern grüne Bildungspolitiker bisher keinen bedeutsamen Stellenwert besitzen.
Angesichts dieser alarmierenden Ergebnisse wird es höchste Zeit, dass das hessische Kultusministerium gemeinsam mit anderen bildungspolitisch Verantwortlichen bis hin zu den Lehrkräften an den Schulen schnellstmöglich Maßnahmen ergreift, damit diese unhaltbaren Zustände mindestens gemildert werden. Hessen darf nicht länger zu den Schlusslichtern gehören.