Die Junge Union ist progressiver als die CDU

Nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung liegt die Entscheidung, ob ihr Kind auf ein Gymnasium geht, alleine bei den Eltern. Eine Folge ist, dass mehr als die Hälfte eines Jahrgangs die Hochschulzugangsberechtigung erwirbt. Eine weitere Folge ist, dass zum Beispiel in Hessen 45 Prozent der geforderten Leistung ausreichen, um das Abitur zu bestehen. Früher waren es 50 Prozent.

Auch wenn die Junge Union sich auf dem hessischen Landesparteitag der CDU mit ihrem Antrag auf Eignungstests bei Divergieren der Empfehlung der Lehrer und der Meinung der Eltern nicht durchsetzen konnte, rückt das Thema zumindest wieder in den öffentlichen Fokus.

Ich kritisiere seit Jahren in vielen Beiträgen und Reden zur Bildungspolitik, dass viele nicht für das Gymnasium geeignete Schülerinnen und Schüler aufgrund des Elternwillens zum Ballast für die Gymnasien werden. Zwar ist der Elternwille zu respektieren, es muss jedoch ein Korrektiv geben, damit nicht immer mehr Schülerinnen und Schüler ohne Empfehlung das Gymnasium besuchen. Die Senkung der Bildungs- und Bewertungsstandards, damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler das Abitur bestehen, ist der falsche Weg.

Meine Vorstellung liegt bei einer einwöchigen Eignungsprüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und mindestens einem weiteren Fach. Der günstigste Zeitpunkt für eine solche Aufnahmeprüfung für das Gymnasium liegt in der letzten Woche vor den Osterferien. So steht einerseits den Lehrkräften genügend Zeit für die Korrekturen und Bewertungen zur Verfügung. Zum Anderen wissen die Schulämter zu diesem Zeitpunkt bereits um die Neuanmeldungen für die weiterführenden Schulformen.

Der Einwand des CDU-Fraktionsvorsitzenden Boddenberg, wonach ein erheblicher Leistungsdruck für Zehnjährige aufgebaut würde, geht am Thema vorbei. Das Gymnasium ist kein Ponyhof, das Abitur sollte die Studierfähigkeit bescheinigen, nicht eine reine Studierberechtigung darstellen.

Durch die hohe Abiturientenquote und dem damit verbundenen Wunsch ein Studium zu beginnen, sehe ich zudem die Zukunft des dualen Ausbildungssystems gefährdet. Immer weniger Schulabgänger beginnen eine Ausbildung, die Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften. Durch Aufnahmeprüfungen für das Gymnasium könnten sich viele nicht studierfähige Abiturienten schon im Vorfeld zu einem geeigneteren Schulweg mit anschließender Berufsausbildung entscheiden. Hier könnte eine Lücke sinnvoll und zukunftsweisend geschlossen werden.

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